Landwirtschaftliche Melioration

 Begriff und Aufgaben

Abgeleitet vom lateinischen Wort ´melior´ = besser bedeutet Melioration Verbesserung. Bezogen auf das landwirtschaftliche Meliorationswesen werden damit alle Maßnahmen bezeichnet, die die Erschließung sowie die dauerhafte Förderung der technologischen Eigenschaften und den Erhalt bzw. die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit von landwirtschaftlichen Standorten betreffen. Als Einzel- oder Komplexmaßnahme beziehen sich in der Regel direkt oder indirekt immer auf den Boden, können aber auch das gesamte Agrarsystem betreffen. Durch die längerfristig anhaltende Wirkung der durchgeführten Maßnahmen unterscheidet sich die landwirtschaftliche Melioration grundsätzlich von allen Maßnahmen des Acker- und Pflanzenbaus, die nur zeitlich begrenzte, in der Regel bezogen auf ein Anbaujahr, Auswirkungen haben.

Eine Melioration umfasst die Vorbereitung (Vorstudie, Standorterkundung), die Planung, die Durchführung und die Instandhaltung.

 

Die Melioration umfasst im Wesentlichen folgende Meliorationsarten:

    •   Hydromelioration
                   Bewässerung
                   Entwässerung

    •   Bodenmelioration
                   Bodengefügemelioration
                   Ackerbodenentsteinung

    •   Landwirtschaftliche Verkehrswegenetzgestaltung und Straßenbau

    •   Flurmelioration
                    Flurgestaltung
                    Landeskulturelle Maßnahmen

    •   Kulturlandgewinnung, -erhaltung und Rekultivierung

Zum Meliorationswesen im Komplex und den einzelnen Meliorationsarten liegt umfangreiche Literatur vor. Ein Überblick zu Monografien gibt folgende Auflistung.

In Deutschland lassen sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts Aktivitäten zur Melioration landwirtschaftlicher Nutzflächen nachweisen. Die Neulandgewinnung durch Kultivierung von Moorgebieten sowie durch Flussregulierung ist bedeutend älter. Großflächige Bedeutung erlangte diese jedoch spätestens im Januar 1747 mit der Einsetzung einer Oderbruch-Kommission durch Friedrich den Großen (siehe hierzu Blackbourn (2006): Die Eroberung der Natur - Eine Geschichte der deutschen Landschaft. - Deutsche Verlagsanstalt München, S. 47ff). Ab diesem Datum wurde in Preußen und nachfolgend auch in anderen deutschen Staaten gesamtheitlich und flächig Neulandgewinnung durch Moorentwässerung und -kultivierung sowie wasserbauliche Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen durchgeführt.

Methoden zur Verbesserung (= Erhöhung) der Bodenfruchtbarkeit durch Regulierung des Bodenwassers wurden in Deutschland aus England kommend ab 1842 ausgehend von Landwirtschaftlichen Schulen (1842 Gründung der Wiesenbauschule in Siegen; erste Bildungseinrichtung für Kulturtechnik in Deutschland) und Versuchsgütern praktisch umgesetzt. Einen ersten Höhepunkt der `Drainagetätigkeit` bildeten die Jahre zwischen 1880 und dem 1. Weltkrieg, als bedingt durch die Industriealisierung in Deutschland die Bedeutung der Landwirtschaft für die Versorgung der Arbeitskräfte mit preiswerten Nahrungsmitteln stark anstieg. Einen weiteren Höhepunkt erreichte das Meliorationswesen in Deutschland nach 1949 und hier insbesondere auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Die Notwendigkeit der Eigenversorgung der Bevölkerung bedingte die Erhöhung der Erträge und dieses wiederum bedurfte der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit primär durch Meliorationsmaßnahmen. Bereits in den 50er Jahren begannen umfangreiche Meliorationsgroßprojekte. 1967 wurden umfangreiche Fördermaßnahmen für die Landwirtschaft eingeleitet, die unter anderen den Ausbau des Meliorationswesens betrafen. Das Meliorationswesen wurde streng zentralisiert mit dem Ministerium und den Wasserwirtschaftdirektionen im Überbau. Dem untergeordnet waren in jedem Bezirk ein VEB Meliorationsbau bzw. ein Meliorationskombinat, die für die Planung und die bautechnische Umsetzung von Großbauvorhaben verantwortlich waren. Die Unterhaltung, Instandsetzung der Meliorationsanlagen, einschließlich der Binnengräben und Vorfluter, und das Führen des Meliorationskatasters oblag den 162 Meliorationsgenossenschaften, die in der Regel auf Ebene des Kreises eingerichtet wurden. 1975 wurde die Führung des Meliorationskatasters per Verfügung vom 26.02.1975 verbindlich (VEB Ingenieurbüro für Meliorationen Bad Freienwalde, 1975). Ab Mitte der 80er Jahre erfolgte der Übergang zur EDV-gestützten Führung des Meliorationskatasters. Die letzte Aktualisierung wurde 1989 vorgenommen (VEB Ingenieurbüro für Meliorationen Bad Freienwalde, 1989).